Annie Lennox-Die Heilige, die keine ist

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Mit „A Christmas Cornucopia“ ist Annie Lennox ein unerhört aufregendes Weihnachtsalbum gelungen, das zugleich klassisch und zeitgenössisch, anrührend und mitunter sogar polemisch ist.

In den 1980er Jahren schrieb Annie Lennox als eine Hälfte des Duos Eurythmics mit ihrem Partner Dave Stewart Pop-Geschichte. Dann startete sie – nach einer Baby-Auszeit – eine höchst erfolgreiche Solokarriere. Zum Bedauern ihrer vielen Fans nahm sie in annähernd zwanzig Jahren aber aber nur vier eigene Alben auf. Wichtiger als Starruhm war der gebürtigen Schottin, sich um die Erziehung ihrer beiden Töchter zu kümmern und sich für humanitäre Zwecke zu engagieren. Die raren Alben wurden von Fans und Kritikern dafür um so vehementer gefeiert. Jetzt bringt Annie Lennox das Album „A Christmas Cornucopia“ heraus, das neben ausgesprochen inspirierten Interpretationen
von elf traditionellen Weihnachtsliedern mit „Universal Child“ auch einen bewegenden neuen Song aus Lennox“™ eigener Feder enthält.

„Sämtliche Einnahmen, die ich mit „˜Universal Child“™ erziele, werden direkt an die Annie Lennox Foundation abgeführt“, versichert die Sängerin. Ihre gemeinnützige Stiftung unterstützt in Afrika diverse Projekte, die der HIV/AIDS-Aufklärung gewidmet sind, sowie von der Infektionskrankheit betroffenen Frauen und Kindern helfen. „Ich kenne diese Weihnachtslieder seit ich denken kann, ich habe sie schon gesungen, als ich noch ein Kind war“, sagte Annie Lennox, die auf ihrem Album nicht nur weltweit populäre Weihnachtslieder singt,sondern auch ein paar weithin unbekannte Juwelen
zu Gehör bringt.

„A Christmas Cornucopia“ keines der süßlichen, belanglosen Weihnachtsalben, mit denen der Markt kurz vor dem Fest alle Jahre wieder überflutet wird. „Cornucopia“ bedeutet „Füllhorn“ – und dieses Füllhorn, das Annie Lennox vor dem Hörer ausschüttet, birgt einige Überraschungen. „“˜Lullay, Lullay“™ ist ein Schlaflied, das ich schon seit Jahren kenne, und es ist das düsterste Weihnachtslied, das ich mir vorstellen kann“, sagt Lennox und stellt eine direkte Verbindung zwischen der Geburt Christi und dem Elend afrikanischer Kindersoldaten her.“Das Lied spielt auf die von König Herodes angeordnete
Tötung aller erstgeborenen Knaben an… als ich mich in die Geschichte des Liedes vertiefte, hatte ich plötzlich Bilder von Kindersoldaten im Kopf, die mir nicht mehr aus dem Sinn gingen… Die Gewalt, die Kindern angetan wird, ist an so vielen Orten der Erde geradezu endemisch. Obwohl dieses Weihnachtslied sehr alt ist, ist die Brutalität, von der es erzählt, nach wie vor ein Thema.“

Auf die Frage, warum sie auf ihrem neuen Album nur traditionelle Weihnachtslieder, die sich mit Christi Geburt beschäftigen singt hat Annie Lennox eine klare Antwort. “ Ich sehe da durchaus eine Parallele zwischen der Geburt Jesus unter würdelosen Bedingungen in einem Stall und den Millionen schutzlosen Kindern, die in den armen Ländern derWelt auf der Strasse, in Slums oder auf Müllhalden leben.“ In Südafrika machte sie für das Weihnachtsalbum Aufnahmen mit dem African Children“™s Choir zu machen, dem sich die leidenschaftliche Aktivistin Lennox seit langem eng verbunden fühlt. Diese Organisation, die seit 26 Jahren Waisen betreut und seither 35 Kinderchöre gegründet hat, bringt Kindern nicht nur das Singen bei sondern sorgt auch für ihre Schulbildung. Wenn man diese Acht- und Neunjährigen fragt: „˜Was hat sich in deinem Leben verändert, seit du im Chor bist?“™ Dann erhält man Antworten wie: „˜Jetzt bekomme ich wirklich gutes Essen.“™ oder“˜Jetzt
habe ich hübsche Sachen zum Anziehen.“™“ Annie Lennox „Ich habe sie durch die 46664-Kampagne der Nelson-Mandela-Stiftung, die das Bewusstsein gegenüber AIDS steigern möchte, mehrmals zuvor getroffen – der Kontakt zwischen uns ist nie abgebrochen, und ich dachte mir: wenn ich mit einem Kinderchor aufnehmen sollte, dann nur mit diesem.““Täglich sterben 2000 Menschen in Afrika an AIDS. Aber diese Zahl scheint in Europa weitestgehend ignoriert zu werden.“ Es ist Annie Lennox ein großes Anliegen etwas dagegen zu tun und die Aufmerksamkeit auf diese katastrophale Situation zu lenken. Dass das Engagement Prominenter manchmal als Heuchelei betrachtet wird ist ihr egal, „ich werde auch weiterhin für Dinge eintreten, die mir am Herzen liegen, egal was Außenstehende davon
halten.“ Als wahre Helden bezeichnet sie die Menschen, die vor Ort in Krisengebieten helfen wie z.B. die „Ärzte ohne Grenzen“, und sich dabei selber erheblichen Risiken aussetzen. Annie Lennox will nicht nur spenden, sie will persönlich die Kontrolle darüber haben, dass mit ihren Spenden auch geholfen wird.
Mit „A Christmas Cornucopia“ ist Annie Lennox ein unerhört aufregendes Weihnachtsalbum gelungen, das zugleich klassisch und zeitgenössisch, anrührend und mitunter sogar polemisch ist – letzteres vor allem in dem von ihr selbst geschriebenen Song „Universal Child“.Von ihren Eurythmics- und Soloalben verkaufte Annie Lennox weltweit über 80 Millionen Exemplare. IhreTrophäensammlung umfasst acht Brit Awards, vier Grammys, einen Oscar, einen Golden Globe Award und einen Billboard Century Award. Am meisten mit Stolz erfüllen sie aber der American Music Award und der Deutscher Nachhaltigkeitspreis, zwei Auszeichnungen, die sie 2008 für ihr anhaltendes humanitäres Engagement erhielt. Auf „A Christmas Cornucopia“ bringt Annie Lennox
nun ihre beiden dringlichsten Anliegen unter einen Hut: hervorragende Musik zu machen und einen kleinen Beitrag zur Linderung der Not in der Welt zu leisten.

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Packie lebt im Kölner Süden und ist Gründer, Entwickler und der Chef des COLOZINE Magazin, das als Blog neben der Kölner Süden Seite "Packie.de" aufgebaut wurde. Im weitesten Sinne ist diese Seite mehr den Farben, der Musik und den persönlichen Themen gewidmet. So zum Beispiel, wie ich zur Musik kam, warum mich Motorsport fasziniert hat, und welchen Bezug ich zu Tennis und Squash habe.