Glaeseker-Rauswurf offenbar wegen Gratisurlauben

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Der bisherige Sprecher von Bundespräsident Christian Wulff, Olaf Glaeseker, stürzte offenkundig über kostenlose Urlaubseinladungen des bekannten Partymanagers Manfred Schmidt. Wie der stern in seiner Online-Ausgabe berichtet, reagierte das Präsidialamt mit dem Amtsenthebung des Sprechers offensichtlich auf einen detaillierten Fragenkatalog des stern vom gestrigen Donnerstagmorgen. Die insgesamt 16 Fragen bezogen sich unter anderem auf wiederholte kostenlose Urlaubsaufenthalte, die Glaeseker in Anwesen des als Partykönig und Promi-Netzwerker geltenden Schmidt verbracht haben soll.

Zeugen hatten dem stern gesagt, dass Glaeseker zum Beispiel Ende Oktober 2008 zusammen mit seiner Frau – einer früheren niedersächsischen CDU-Sprecherin – mehrere Tage Gratisurlaub in Schmidts luxuriöser Finca Can Pere Crous in Arbúcies gut 80 Kilometer nördlich von Barcelona in Nordspanien genossen hatte. Die Glaesekers sollen daneben auch in einer Luxuswohnung von Schmidt in Barcelona sowie in Ferienwohnungen des Unternehmers in Banyuls-sur-Mer in Südfrankreich geurlaubt haben.

Glaeseker war seinerzeit unter Wulff als Regierungssprecher in der Staatskanzlei in Hannover auch dienstlich mit Veranstaltungen von Manfred Schmidt befasst, insbesondere dem so genannten Nord-Süd-Dialog. Zuletzt am 11.Dezember 2009 wurden mit dem von Schmidt privatwirtschaftlich organisierten Event die guten Beziehungen zwischen den CDU-regierten Bundesländern Niedersachsen und Baden-Württemberg gefeiert. „Das war ausschließlich die Zuständigkeit von Olaf Glaeseker“, sagte der heutige niedersächsische Regierungssprecher Franz Rainer Enste dem stern auf Fragen zu dem Nord-Süd-Dialog. Der damalige Ministerpräsident Christian Wulff war sowohl Teilnehmer wie Schirmherr der Veranstaltung. Er dankte in einer Rede im Dezember 2009 auch dem Veranstalter. Schmidt gelte, so Wulff damals wörtlich, als „sozusagen das Gesicht für guten Gastgeber in Deutschland“.

Über die offizielle Website der Staatskanzlei lief damals überdies eine dreistündige Live-Fernsehübertragung des Events, die das Regionalprogramm von Sat1 produziert hatte. Seit 2010 – unter dem neuen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU) – fand der Nord-Süd-Dialog nicht mehr statt. „Diese Vermischung von Politik, Wirtschaft und Sport wollen wir nicht“, sagte McAllisters Sprecher Enste dem stern.

Das Präsidialamt hat bisher offen gelassen, ob Wulff selbst schon früher von den Gratiseinladungen für Glaeseker wusste. Entsprechende Fragen des stern von Donnerstagfrüh ließ Wulff bis gegen Freitagmittag unbeantwortet. Auch Glaeseker selbst und der Eventmanager Schmidt äußerten sich bis dahin nicht zu Anfragen.(Ots/Stern)

Pressekontakt: stern-Reporter,Hans-Martin Tillack,Telefon 030-20224-240. Weitere Informationen finden Sie unter www.stern.de

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