
Köln – Es hätte ein Schritt Richtung Bundesliga sein können. Vielleicht sogar der entscheidende. Doch stattdessen enttäuscht der 1. FC Köln beim 0:1 in Hannover auf ganzer Linie – sportlich, mental und taktisch. Fast 20.000 mitgereiste FC-Fans in Weiß verwandelten die Heinz-von-Heiden-Arena in ein Heimspiel. Doch der Tabellenführer ließ jegliche Aufstiegsreife vermissen.
Ein müder Auftritt beim großen Ziel
Trainer Gerhard Struber vertraute auf seine bewährte Startelf – kein Risiko, kein Impuls. Und das bei einem Gegner, der aus dem Nichts doch noch einmal oben angreifen will. Von Anfang an war klar: Hannover hatte einen Plan, Köln nicht. Die Gastgeber standen kompakt, pressten klug – der FC wirkte überrascht, ja fast überfordert.
Hyun-Ju Lee hatte bereits früh die Führung auf dem Fuß (8.), Marvin Schwäbe musste mehrfach retten, weil die Kölner Abwehr bei hohen Bällen ins Schwimmen kam. Und vorne? Fehlanzeige. Zwei harmlose Versuche von Kainz und Waldschmidt, mehr war nicht. Pacarada, Ljubicic, Lemperle – keiner zeigte Format. Die Ballverluste im Aufbau, die fehlende Präzision im Passspiel, das komplette Fehlen von Tiefe: erschreckend.
Platzverweis, Sonntagsschuss, Rückstand
Nach der Pause dann der nächste Tiefschlag: Leart Pacarada sah in der 50. Minute völlig unnötig Gelb-Rot – und schwächte seine Mannschaft damit entscheidend. Nur sieben Minuten später drosch Hannovers Lars Gindorf einen abgewehrten Ball aus der zweiten Reihe zum 1:0 ins Netz. Schwäbe chancenlos, Köln im Chaos.
Strubers Reaktionen? Ein Rätsel.
Wer auf eine Reaktion des FC gehofft hatte, wartete vergeblich. Struber wechselte spät und ideenlos, das Spiel blieb statisch. Heintz und Ljubicic mit den einzigen Torabschlüssen – beide harmlos. Die Körpersprache? Niedergeschlagen. Die Struktur? Nicht vorhanden. Das Bemühen? Kaum erkennbar.
Ein Rückschlag mit Ansage
Dass ausgerechnet an einem Spieltag, an dem alle anderen Spitzenteams patzen, der 1. FC Köln solch einen blutleeren Auftritt hinlegt, schmerzt doppelt. Wer so auftritt, wenn der Aufstieg zum Greifen nah ist, muss sich unbequeme Fragen gefallen lassen: Wo ist der Wille? Wo ist das Spielkonzept? Und wo ist jemand auf dem Platz, der das Heft in die Hand nimmt?
Jonas Hector, der einstige Kapitän, fehlt nicht nur sportlich, sondern als Stimme, als Antreiber, als Leader. Was bleibt ist der Eindruck, dass dieser FC vom Aufstieg träumt – aber noch nicht bereit ist, ihn auch zu erkämpfen.
Fazit:
Hannover hat den FC seziert – und dessen Schwächen schonungslos offengelegt. Die Kulisse war erstklassig, die Leistung unterirdisch. Es war eine Niederlage, die nicht nur unnötig, sondern geradezu beschämend war. Für einen Tabellenführer war das: zu wenig. Viel zu wenig.
So standen die Teams auf dem Rasen in Hannover
1. FC Köln: Schwäbe – Thielmann, Hübers, Heintz, Pacarada – Ljubicic, Martel – Lemperle, Waldschmidt (53. Finkgräfe), Kainz (58. Huseinbasic) – Downs (75. Uth)
Hannover 96:
Zieler – Neumann, Tomiak, Halstenberg – Momuluh, F. Kunze, Leopold, Ezeh, Lee, Gindorf – Tresoldi