Noch dreißig Minuten vor Beginn der Partie war ich mit einem leicht nervösen Herzschlag unterwegs, das Kölsch im Anschlag, der Puls irgendwo zwischen Vorfreude und Restzweifel. Der HSV war noch nie ein leichter Gegner für unseren FC – und mit Merlin Polzin an der Seitenlinie war klar: Die Hanseaten würden kein Stück zurückweichen.
Wie immer in Müngersdorf: volles Haus, 50.000 Kehlen, die Wände vibrieren, Karnevalstrikot trifft auf Trauerflor. Fußball, wie er hier halt gefühlt wird.
Ein munteres Ping-Pong in der Anfangsphase
Fünf Änderungen nahm der Trainer nach dem Bayern-Debakel vor – frische Beine, frische Hoffnung. Und siehe da: Der FC startete forsch.
Die beste frühe Chance: Kainz mit einer Direktabnahme knapp vorbei (7.). Dann dieses Kuddelmuddel im HSV-Strafraum – Kainz zögert, Maina scheitert, aber Ragnar Ache steht goldrichtig und drückt den Ball über die Linie. 1:0. Müngersdorf jubelt, ich verschütte fast mein Kölsch. (25.)
Der HSV kam nur einmal gefährlich vors Tor – Dompé mit Schmackes, aber Schwäbe im Superman-Modus (34.). Bis zur Pause kontrollierte der FC das Spiel, das 1:0 war verdient. Und wer genau hinhörte, hörte in der Nordkurve schon das neue Lieblingswort der Saison: „…und Schwäbe hält!“
Pausengeflüster: „…und Schwäbe hält“ jetzt schon Satz des Jahres………Der HSV hat gut begonnen, dann war’s ausgeglichen und das 1:0 kam etwas überraschend…… Schmid muss man vielleicht sagen, dass nicht jeder Ball zwingend zur Ecke geklärt werden muss….Karnevalstrikot und Trauerflor, so dicht liegen Freud und Leid beieinander……Bei dem Tor wurde mehr über Bande gespielt, als früher beim Hallenfußball…“
Kainzi zaubert – und Hamburg kratzt zurück
Nach der Pause dann Freistoß in bester Kainz-Entfernung. Ich lehne mich zurück, bereit für alles – außer für das, was dann passiert: Kainzi hebt den Ball sanft über die Mauer, wie ein Artist beim Frühschoppen, und trifft ins rechte Eck. 2:0 (49.). Gänsehaut, Kölschschluck, Glücksgefühl.
Doch der HSV gab nicht auf. Dompé, wieder er, zirkelt das Ding sehenswert ins lange Eck. Nur noch 2:1. (61.) Jetzt wurde’s wackelig, typisch FC.
Doppelte Überzahl – und trotzdem zittern
Und dann kam’s, wie’s nur in Müngersdorf kommen kann:
Pherai beim HSV – zwei Fouls in 42 Sekunden, Gelb-Rot. (79.)
Kurz danach beschwert sich Fabio Vieira lautstark über Schwäbes Zeitspiel – auch Gelb-Rot. (83.)
Neun Hamburger, zwei Tore Vorsprung – was soll da schiefgehen? Na ja, wer den FC kennt…
Selbst mit doppelter Überzahl schwammen die Jungs. Schwäbe musste noch einmal gegen Remberg retten, ehe er den Ball weit nach vorne warf – Kaminski sprintet über das halbe Feld, quer zu El Mala, der ihn eiskalt versenkt. 3:1!
Müngersdorf explodiert. Ich auch. (90+4.)
VAR, Verzögerung, Vollrausch
Kurz noch Zittern: HSV trifft, aber der VAR ruft – Foul an Martel. Tor zählt nicht. Sechs Minuten Videopause, mein Kölsch wird warm, aber das Herz bleibt heiß.
Dann setzt der FC mit einem späten Konter das i-Tüpfelchen drauf: Bülter über links, Waldschmidt läuft mit, der Ball kommt perfekt – 4:1. Ende, Aus, Jeföhl pur.
Ein Phänomen in der Südkurve
Und dann dieser Moment, der bleibt: Nach dem 3:1 brandet in der Südkurve ein neues Lied auf – „Na-na, na-na, na-na-na-na – Said El Mala!“
Ein ganz neues Kapitel für unser FC-Talent. Erst Joker, jetzt Fanliebling. Köln liebt solche Geschichten.
Fazit vom Sofa
Der FC siegt 4:1, steht mit 14 Punkten aus neun Spielen glänzend da.
Mein Man of the Match? Schwer – aber Schwäbe, Kaminski und natürlich El Mala teilen sich das Kölschglas. Vier Tore, zwei Gelb-Rote, ein VAR-Marathon – und ein Kölner Herz, das wieder lacht. Und während draußen das Flutlicht erlischt, weiß man wieder, warum man das alles liebt: Dieses Spiel, diesen Verein, diese Stadt. Ich freue mich auf das Derby und wenn es wieder heißt.Come on Effzeh!
Die Stimmen zum Rasenevent in Müngersdorf
Florian Kainz:Nach den zwei Spielen, die wir verloren haben, war es wichtig, wieder ins Gewinnen zu kommen Wir gehen nun mit einem guten Gefühl ins nächste Spiel, sondern auch in ein prestigeträchtiges Derby.
Jakub Kaminski :„Wir haben die erste Halbzeit kontrolliert, Marvin musste nur einmal gegen Dompé abwehren. Wir hatten vielen Chancen, aber nur ein Tor gemacht. In der zweiten Halbzeit war Hamburg wirklich gut, es war schwer reinzukommen. Zum Glück schießen wir dieses tolle Tor durch Kainzi. Das war ein super Freistoß. Said ist für Köln wirklich geil, er ist unser Talent, unser Stern.Ich denke, als Joker hat er viele tolle Aktionen. Er muss jetzt hart arbeiten, denn diese Aktionen musst du auch bringen, wenn du in der Startelf bist.“
Thomas Kessler: „Es war ein Spiel auf des Messers Schneide. Der HSV ist ein direkter Konkurrent um unsere Saisonziele. Sie haben sich gut verstärkt, sind eine spielstarke Mannschaft. Wenn du Sonntag so ein Spiel hast, es zu regnen beginnt und das Flutlicht angeht, merkst du, was für zwei besondere Vereine der FC und der HSV sind.
Ragnar Ache:„Die beiden Spiele haben sich gut angefühlt, so muss ich weitermachen und weiterarbeiten, sodass ich mehrere Spiele hintereinander 90 Minuten spielen kann. Wir müssen weiter unsere Punkte holen . Aber der Fußball ist unberechenbar und man weiß nie, was passiert.“
So standen die Teams auf dem Müngersdorfer Grün
1. FC Köln:Schwäbe – Schmied (46. Sebulonsen), Martel, Özkacar – Kaminski, Johannesson (67. Heintz), Huseinbasic, Lund – Kainz (67. Krauß) – Ache (73. Bülter), Maina (67. El Mala)
Hamburger SV: Heuer Fernandes – Remberg, L. Vuskovic, Elfadli – Mikelbrencis, Lokonga, Fabio Vieira, Muheim – Philippe, Königsdörffer, Dompé
Tore:
Ache (25.), Kainz (49.), El Mala (90+4.), Bülter (90+9.) – Dompé (61.)


































































