WWF-Studie warnt vor „importiertem Wasserrisiko“ für deutsche Wirtschaft

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Gemüse aus Spanien, Baumwolle und Kleidung aus Indien, Metalle aus Südafrika, Rosen aus Kenia, Phosphor aus China: Deutschland hat bei vielen Waren ein besorgniserregendes, „importiertes Wasserrisiko“. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Naturschutzorganisation WWF. „Von Reputationsschäden bis hin zu Standortschließungen, versteckte Wasserrisiken können im Extremfall Milliardenausfälle für deutsche Unternehmen nach sich ziehen“, erklärt Philipp Wagnitz, WWF-Referent und einer der Autoren. Der WWF-Studie zufolge ist Wasser hierzulande zwar ausreichend vorhanden, doch da Deutschland als weltweit drittgrößte Importnation auf ausländische Waren angewiesen ist, müssten Unternehmen und Politik lokal angepasste Strategien für die globale Wasserkrise entwickeln.

So bezog die deutsche Wirtschaft aus dem wasserintensiven, südafrikanischen Bergbausektor 2012 rund 5,5 Mio. Tonnen im Wert von knapp 2 Milliarden Euro, darunter Steinkohle, Metalle und Erze. Durch den Import von Baumwolle und Textilien hinterlässt Deutschland in Pakistan jährlich einen Wasser-Fußabdruck in Höhe von 5,46 Kubikkilometer. Das entspricht beinahe dem doppelten Volumen des Starnberger Sees. Und „Europas Gemüsegarten“ in Spanien droht sich durch teils illegale Bewässerung selbst auszutrocknen, wobei die Bundesrepublik von dort 2013 allein 180.000 Tonnen Tomaten im Wert von rund 250 Mio. Euro bezog.
„Wasser wird lokal immer knapper und dieses Problem betrifft nicht mehr nur Entwicklungsländer und Wüstenregionen. Für die Wasserkrise verantwortlich und zugleich von ihr betroffen sind wichtige deutsche Wirtschaftssektoren, vom Lebensmittelhandel, über die Automobilindustrie bis zur Modebranche“, so WWF-Experte Wagnitz. Eine wachsende Bevölkerung, steigender Konsum und der Klimawandel werden, so die Prognose, die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser weiter verschlechtern – und damit auch Auswirkungen auf von Deutschland benötigten Waren und Ressourcen haben.

„Viele Unternehmen wissen noch nicht einmal, dass sie versteckten Wasserrisiken ausgesetzt sind. Erst wenn es zu Engpässen oder Problemen kommt, werden sie sich dessen bewusst“, kritisiert Wagnitz. Eine wesentliche Ursache sei neben der Verschmutzung nicht nur die Verfügbarkeit und Nutzung von Wasser, sondern auch die unzureichende Verwaltung und Verteilung der Ressourcen. Dementsprechend seien besonders Regierungen und Unternehmen in der Pflicht, Wassermanagementstrategien etwa für betroffene Flussgebiete zu entwickeln und die Ressource gerecht aufzuteilen. Nur so könnten Konflikte um Wasser in Zukunft gemindert werden.
„Wasser ist nicht nur eine ökologische oder soziale Frage, sondern auch eine ökonomische. Simple Lösungen gibt es daher in diesem komplexen Gefüge leider meistens nicht“, so Wagnitz. Vielmehr müsse jede Region, jeder Fall gesondert analysiert werden. Danach gelte es, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Nur so könnten auch die betroffenen Unternehmen ihre ökonomischen und nicht zuletzt reputativen Risiken minimieren.

Hintergrund WWF-Studie „Das importierte Risiko“

Basierend auf einer Kombination ihrer Abhängigkeit von Wasser und ihrem Wasserrisiko wurden vier Wirtschaftssektoren mit direktem Wasserrisiko (Landwirtschaft, Chemie-, Textil- u. Bekleidungsindustrie sowie Rohstoffindustrie) und zwei Sektoren mit indirekten Wasserrisiken (Finanzdienstleistungen und Einzelhandel) ausgewählt und analysiert. (Ots)
Foto:WWF

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