Andrews Hip Jazz Talk über „The Big 18“ Big Band Musik als anspruchsloses „Futter für die Füße!“

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Auch so könnte man die Swing Aufnahmen einer fast unbekannten (Studio) Big Band die ende der Fünfziger Jahren in den New Yorker Studios von RCA entstanden bezeichnen.Aber wieso denn so knauserig? Es handelt sich um geniale Musik.  Wer nicht lesen möchte kann es hören:

Man müsste schon ein arg gebündelter Miesmacher sein nicht ein wenig Freude und Kraft aus den Aufnahmen dieser Studio Band, „Big 18“ zu bekommen. Die Musik die diese Big Band auf zwei LPs brachte wurde als „Live echoes“ und „More live echoes of the Swinging Big Bands“ vermarktet bzw. verkauft, oder -für Jazz puristen- vielleicht eher nicht verkauft den die Musik spielte unverschämt an den Swing der vorherigen Generation an!

Um die schon erwähnten Füße und die Herzen der Swing Fans zu erreichen holte sich RCA achtzehn Jazz Musiker in Ihre Studios die gemeinsam um die einige Tausend Stunden in den Big Bands von Count Basie, Tommy Dorsey, Duke Ellington, Benny Goodman, Glenn Miller, Artie Shaw und andere in den 30’ern und 40’er Jahren absolviert, manchmal eher „überstanden“ hatten.

Kaum etwas vereinte diese Musiker außer ihren Einsatz im Auftrag ihren verschiedenen Arbeitgeber, die Legenden der Swing Ära.
So spielten sie alle, wie in dieser Ära üblich, sowohl auf Konzerten als auch -ein wenig lockerer und unterhaltender- für das tanzende Publikum „Uptown“ im New Yorker Harlem oder Downtown in den remontierten Hotels .

Heute kaum vorstellbar: zwei fast getrennte Welten, eine Musik, der Swing

Einiger dieser Musiker, -wie Trompeter Buck Clayton, Charlie Shavers und Rex Stewart, Posaunisten Lawrence Brown, Vic Dickinson und Dickie Wells, Saxophonisten Sam Donahue, Hymie Scherzer und Boomie Richman (alle hier bei „The Big 18“ anwesend) hätten sich bestimmt in dieser Zeit vor Lachen gekrümmt hätte man ihnen gesagt der Tag wird kommen wo Big Band Musik ausschließlich für ein „E“ Musik und nicht „U“ Musik, Publikum gespielt wird.

Ein sich benehmendes und überwiegend stillschweigendes Publikum

Das Repertoire der Big 18, sowohl das Original Material (samt Arrangements) der Big Bands (z.b. Tuxedo Junction, Skyliner, Liza oder Quaker City Jazz) und Titel die sich verdammt nach Big Band Standards der Swing Era anhören es aber irgendwie doch nicht sind.
Da wäre die (fast )“One O’Clock Jump“ Nummer die sich hier aber „Ton O’Rock Bump“ nennt. Diese „Komposition“ stammt von den Musiker/Arrangeur der hier für alle Stücke verantwortlich war Charles Shirley, ein Arrangeur davor sowie danach, unbekannt!
Was die Big 18 von anderen „Tribute Big Bands“ der 50’er4 und 60’er Jahren wie die von Glen Gray oder Les Brown unterscheidet ist eine lockere Gelassenheit die -wenn man in dieser Zeit noch zu Big Bands gestanzt hätte ein Überleben außerhalb eines Studio garantiert hätte.
Reinhold und ich spielten folgende Titel an:“Feet Draggin Blues“ „Quaker City jazz“ und „Ton O‘ Rock Bump“.
Alle Titel haben eines gemeinsam: ihre „Riffs“, ein musikalische Aufbau, ein permanenter Big Band Dialog, ein Gegenspiel -oder auf Englisch auch- „Call and Response“ der verschiedenen Sätze genannt.
Bei fasst jeden Titel fängt man relativ sanft an und durch Wiederholung der Riffs, erhöht sich ständig die Temperatur des Stückes und dann flechtet man die Solos ein, langer als man diese von früher kannte. Immer wieder die Solis dieser verdammt guten Musiker die sich immer dazwischen schleichen. Eine musikalische Stimme aus Der Ellington Band, und danach gleich eine die Bei Tommy Deorsey tonangebend war.
* Bei unserem ‚geschwätz‘ identifizierte ich einen Solisten als Trompeter Cootie Williams! Aber da lag ich total daneben!!
Wieso? Williams nahm an diesen Big 18 Sessions gar nicht teil!

Bedeutet dieses Geständnis mein Ende bei Jazzie?

Hoffentlich nicht denn zu meiner Verteidigung möchte ich auf den Amerikanischen Jazz Kritiker Leonard Feather hinweisen. Über Jahre hatte er in Feature in der (fast ) Jazz Bibel „Downbeat“ Magazin wo er prominente Jazz Musiker Aufnahmen von ihren Seelenbrüdern vorspielte, ohne ihnen zu verraten was und von wem die Stücke stammten.
Als Miles Davis sich Cecil Taylors „Lena“ für dieses Feature anhören musste konnte der Trompeter nur entsetzt sagen; „Take if off, that’s some sad shit, man!“ Taylors Free Jazz imponierten ihn gar nicht, und er wollte auch nicht wissen wer der Pianist war.
Und noch eine Anekdote, diese zum Thema Verwechselung: Art Farmer (Trompete/Flügelhorn) hatte einen Zwillingsbruder, Addison Farmer, der Bass Spielte. Die zwei wurden oft verwechselt und sogar Art Farmer gestand einmal (mit unterkühlten Humor) dass auch er manchmal nicht wusste ob er „Art Farmer“ oder Bruder „Addison Farmer“ Sei!!
Aber er konnte dass Problem ganz leicht lösen. Er ging rüber zum Bass dass in der Ecke des Zimmers stand, griff zu und wenn er dieses Instrument nicht spielen konnte sagte er sich; „Aha, dann bin ich eben der Art“, und suchte weiter nach seiner Trompete.

Doch zurück zu den ‚Füßen‘ unserer Jazz Liebhaber. Der berühmte Harlem Ballroom „The Savoy“ hat über die Jahre die Musik viele legendäre Big Bands für Tänzer gebracht so dass The Savoy auch als „Home of Happy Feet“ bekannt wurde.
Es soll die Schauspielerin Lana Turner gewesen sein die den Savoy diesen niedlichen Namen gegeben hat. Bei einem Besuch im Savoy soll sie spontan gesagt oder geschwärmt haben; „Look what happy feet those dancers have“ (Schau nur welch glückliche Füße diese Tänzer haben).
Die meisten dieser Big 18 aufnahmen sind auch geeignet ‚happy Feet‘ zu bringen, so lange man die eher kritischen Eigenschaften des Gehirns ausschalten kann, und nicht mehr erwartet als happy, easy, Big Band Swing.  ( Tut uns Leid, aber wird bei der nächsten Big Band Platten Vorstellung fortgesetzt!)

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Andrew Carnegie der einst hauptberuflicher Wirtschaftsredakteur bei der Deutschen Welle, später als freier Mitarbeiter beim WDR4, mit der Sendung "Bands und mehr" tätig, ist ein solcher Jazz Kenner. Nicht nur, das er eine immense Schallplatten und CD Sammlung sein eigen nennt. Er kennt sich mehr als beachtlich im Genre Jazz aus. Story telling, Wissensdatenbank und Know How in Sachen Jazz. Er ist ein Liebhaber und in seiner Sammlung sind Schätzchen mit Namen von Jazz Musikern, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Ich bin ja auch jünger und habe in den 60ern noch keinen Jazz gehört. Obendrein hat er fast alle über die er spricht erlebt. Mit ihnen in den 50er und 60er Jahren gesprochen und sie befragt.