Barbra Streisand „I don’t feel like a legend. I feel like a work in progress”

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Barbra Streisand: Eine Legende wird Achtzig ! (* 24. April 1942) „I don’t feel like a legend. I feel like a work in progress”

“Truth has a golden voice“.

Unter diesem Titel brachte das amerikanische Kultmagazin “Interview” 1993 eine Coverstory über Barbra Streisand. Dieser Satz ist kennzeichnend für den gesamten Verlauf ihrer Karriere. Seit ihren ersten Auftritten in einer New Yorker Schwulenbar (1960) war es dieser Moment der Wahrheit, den sie mit ihren Songs vermitteln wollte.

Sie hat sich selbst immer als „singende Schauspielerin“ gesehen. Kritiker ihrer ersten Auftritte setzten sie schnell auf den höchsten Thron des Showbusiness, weil sie ihre Songs nicht nur mit außergewöhnlich brillanter Stimme vortrug, sondern in einer so intensiven Weise durchlebte, dass ihr Publikum eine Vorstellung von ihr niemals vergessen konnte.

Geboren wurde sie als Barbara Joan Streisand am 24. April 1942 in Brooklyn, New York. Nach eigenen Aussagen war sie schon in ihren Kindheitsjahren davon überzeugt, einmal ein großer Star zu werden. Als Zwanzigjährige streicht sie das dritte „a“ aus ihrem Vornamen. Von nun an nur noch: “Barbra“ ! Vorrangig denkt sie dabei allerdings an die Verkörperung von dramatischen Frauencharakteren auf der Bühne und im Film. Die Tragödin Sarah Bernard ist ihr Vorbild. Dass sie eine sehr gute Gesangsstimme hat, erscheint ihr ganz „normal“ und nicht weiter erwähnenswert.

Truman Capote sagte bereits 1963 von ihr:

“Sie ist eines von den wahren Phänomenen unserer Zeit!”

Kollegin Judy Garland war von Barbra’s Vorstellung im “Cocoanut Grove“, 1963 „(L.A.) so sehr beeindruckt, dass sie nach dem Konzert einem Journalisten sagte:

„Ich werde nie mehr meinen Mund auftun!“

Glenn Gould beginnt seinen Artikel über Streisand im „High Fidelity Magazin“, vom Mai 1976 folgendermaßen: “Ich bin ein Streisand-Freak und mache keinen Hehl daraus. Mit Ausnahme von Elisabeth Schwarzkopf hat mir keine Sängerin größere Freude gemacht oder mehr Einblick in die Kunst des Interpretierens gegeben.“

Ray Charles

Sie ist die größte lebende Sängerin. Sie singt keine Noten. Sie SINGT Gefühle“.

Das sind nur vier Beurteilungen aus unterschiedlichen Künstler-Kategorien. Die Liste prominenter Streisandbewunderer ist endlos, soll hier aber nicht fortgesetzt werden.

Streisand „Der Superstar“ par excellence.

Heute gilt Streisand als Powerfrau, „Songstilistin“ oder immer wieder etwas maliziös zitiert als die „Selbstdarstellerin“ mit dem Über-Ego, deren Arbeitsweise dennoch frappierend authentisch bleibt. Ihr außergewöhnliches Talent machte die heutige Sängerin, Schauspielerin, Drehbuchautorin, Komponistin, Produzentin und Regisseurin über sechs Dekaden hinweg zu einer der größten und beständigsten Ikone der amerikanischen Unterhaltungsindustrie. Mit den meisten und wichtigsten Preisen der Branche kontinuierlich seit 60 Jahren ausgezeichnet:

  • 10 Grammys
  • 2 Oscars
  • 11 Golden Globes
  • 6 Emmys
  • 1 Tony Award

und mit ca. 80 weitere Nominierungen ist sie wahrlich zeitlos und „Der Superstar“ par excellence.

Und alles, was an jüngeren Gay-Ikonen wie Madonna, Lady Gaga, oder Kylie Minogue an Selbstbestimmung oder Emanzipation bewundert wird, hat Streisand vor diesen bereits in den Sechzigern getan, – allerdings ohne viel Aufhebens.

Als Sängerin hat Streisand alle Möglichkeiten der Musikbranche ausgeschöpft

(Jazzsongs, Film und -Broadwaymusicals, Rock/Soul -und Popsongs, Disco, Klassische Lieder und zahllose Duette mit den berühmtesten Weltstars der Branche. Sie ist bis heute weltweit der einzige Gesangsstar mit Nr. 1 Alben in den 60s, 70s, 80s, 90s, den Nuller und Zehner Jahren. Die siebente Dekade ihrer Karriere hat begonnen.

Innerhalb ihrer Filmkarriere von nur 19 Filmen (1968 -2012) zeigte Streisand die gleiche Vielseitigkeit wie bei ihrer Musikkarriere: so probierte und demonstrierte sie hingebungsvoll ihre Talente in so unterschiedlichen Filmgenren wie Boulevardkomödie, Screwball Comedy, Melodrama, Gerichtsdrama (großartig in „NUTS“) und in traditionellen Hollywood-Musicals.

Funny Girl begründete ihren Weltruhm als Schauspielerin

Mit „Funny Girl“ (1968) begründete sie ihren Weltruhm als Schauspielerin. Ein Höhepunkt ihres Filmschaffens wurde der Film „Yentl“(1983), welcher all ihre Talente in sich zu vereinen scheint: Streisand führte erstmals Regie, schreibt mit beim Drehbuch, produziert, spielt die Hauptrolle und singt alle elf Songs (quasi als innere Monologe), die Michel Legrand eigens für den Film komponierte. „Yentl“ wurde sowohl als Film wie auch als Soundtrack ein internationaler Erfolg trotz seiner ausgefallenen Thematik, und seiner romantischen Musik – fern aller Chart-Trends. Steven Spielberg beurteilte „Yentl“ als das beste Regiedebüt seit Orson Welles „Citizen Cane“.

@ Foto Wikilimages Pixabay

Ungebrochene Kreativität und Energie

Trotz vieler Filmpläne stagniert Streisands Filmkarriere seit ihrem letzten Film „The Guilt Trip“ (2012). Weiterhin arbeitet sie jedoch auf der Konzertbühne (zuletzt Hydepark und Madison Square Garden, 2019) und im Plattenstudio mit ungebrochener Kreativität und Energie. Ob es um Konzertgagen oder Kritikerpreise geht: sie befindet sich noch immer in der obersten Liga!

Barbra Streisand hat mit ihren nunmehr 80 Jahren ein Alter erreicht, in dem die meisten Sänger ihren Zenit längst überschritten haben und der Fan vor jeder neuen CD bangt. Mag sein, dass die frühere unglaubliche Dynamik und Kraft in ihrer Stimme nachgelassen hat, aber wärmer und selbstsicherer als heute hat ihre immer noch erstaunliche Stimme nie geklungen.

Album „Walls“  kritische Auseinandersetzung  mit Klimawandel und Trump-Politik

Das beweist auch ihr letztes Studioalbum „Walls“ von 2018, auf dem sie sich kritisch mit der Problematik des Klimawandels und der Trump-Politik auseinandersetzte. „Don’t Lie To Me“ singt sie – und man weiß, wer gemeint ist. Das Album erhielt großartige Kritiken in Europa. Im gespaltenen Amerika war man nicht überall begeistert. Das Album debütierte „nur“ auf Platz 12 der Billboard -Charts, immerhin kein schlechter Platz für eine fast Achtzigjährige! Aber Streisand’s vorangegangen Studioalben von 2014 und 2016 erreichten jeweils die Position 1.

Barbra Streisand mit hohem  politischen und sozialem Engagement

Erwähnt werden aber muss hier noch Streisand’s politisches und soziales Engagement. Nach dem Atomunfall in Tschernobyl 1986 gab sie in ihrem Park ein Wohltätigkeitskonzert und gründete die „Barbra Streisand Foundation“. Diese Foundation spendete seitdem Millionensummen an unterschiedliche Wohltätigkeitsorganisationen, Umweltschutz, antinukleare Aktivitäten, allgemeine Menschenrechte, Krebs -und Aidsforschung. Allerdings fungiert diese Foundation niemals als Werbeträger für Barbra Streisand. Sie arbeitet eher kontinuierlich im Stillen. Streisand „wirbt“ jedoch wiederholt auf Wahlkämpfen mit Worten und Gesang unmissverständlich, dass sie als Liberale immer die Demokratische Partei Amerikas unterstützen werde. Streisand ist auch ein aktiver Unterstützer der LGBT-Rechte.

Es ist die Energie der Fans und nicht die der Feuilletonisten, welche ihre Lieblingskünstler zu Filmgöttinnen, Mythen und Legenden macht.

So geschehen bei Greta Garbo, Marlene Dietrich, Judy Garland, Sinatra, Elvis, Bowie, Dylan, Prince, oder eben auch Barbra Streisand.

Herzlichen Glückwunsch Barbra! Bitte bleibe uns noch viele Jahre erhalten! Erfreue uns weiter mit deiner Musik und deinen Filmen.

(Werner Matrisch 2022)

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Die JAZZ CD/DVD- und Konzert Rezensionen von Werner Matrisch sind ein besonderes schöne Rubrik. Jazzie traf den Kölner Maler und Künstler Werner Matrisch "Homepage WernerMatrisch" bei einer Vernissage. Wir kamen ins Gespräch und entdeckten, das wir nicht nur eine gemeinsame Leidenschaft, die Malerei haben, sondern auch dem Jazz sehr zugetan sind.