Nicolas Simion wurde 1959 in Dumbravita, geboren. Sehr früh schon zeigte sich sein Talent. In Kronstadt (Brasov) besuchte er das Musikgymnasium und absolvierte anschliessend ein klassisches Studium an der Musikakademie in Bukarest. Nach und nach entwickelte er eine Liebe zur improvisierten Musik und gründete in den frühen 80er Jahren seine erste Band Opus 4 mit dem Pianisten Mircea Tiberian und dem Saxophonisten Dan Mandrila, die schnell zur erfolgreichsten Jazzformation des Landes aufstieg. Nach zahlreichen Auftritten im Land und Einladungen auf Jazzfestivals in Ost-Berlin und Warschau entschloss er sich 1989 zur Emigration in den Westen.
In Wien traf er auf heimische und internationale Grössen und hatte erstmals Gelegenheit, mit ihnen gemeinsam zu spielen. Darunter Art Farmer, Leo Wright, Idris Muhammad, Jim Pepper, Harry Sokal, Christian Muthspiel u.v.a. Mit letzterem nahm er seine erste Platte im Westen auf. Die erste CD unter eigenem Namen erschien 1992 unter dem Titel „Black Sea“. Seither liess er regelmässig mit interessanten Veröffentlichungen aufhorchen. Mit dabei waren u. a. grossteils amerikanische Musiker, wie Graham Haynes, Lonnie Plaxico, Ed Schuller, Peter Perfido und der Pianist Mal Waldron. Letzterer ersetzte in seinem Quartett den leider viel zu früh verstorbenen Saxophonisten Jim Pepper mit dem jungen Nicolas Simion. Seither verbindet die beiden eine überaus interessante musikalische Zusammenarbeit, die 1998 in der Duo-CD „The Big Rochade“ und zahlreichen Auftritten gipfelte. Mal Waldron schätzt an Nicolas Simion vor allem seine Flexibilität und Einfühlsamkeit und seinen ethnischen Background. Ein weiterer wichtiger Wegbegleiter war der polnische Trompeter Tomasz Stanko, mit dem er einige hochinteressante Aufnahmen einspielte. Der berühmte amerikanische Third stream-Komponist Gunther Schuller war von Nicolas Simions Musik derart angetan, dass er unter seinem label GM Recordings ein Aufnahme Simions auf dem amerikanischen Markt veröffentlichte und ihn als Solisten für sein Projekt „The Music of Jim Pepper“ auserwählte.
Aber auch als Komponist zeitgenössischer Musik machte Nicolas Simion von sich reden. Für ein Auftragswerk des österreichischen Kulturministeriums wurde er 1995 mit dem Körnerpreis ausgezeichnet. Daneben entstanden Auftragswerke für Bläserensembles, Streich- und Saxophonorchester. 1998 entstanden die „Canzonieri Sacrale“, mit Motiven aus sakralen Gesängen aus aller Welt für grosses Orchester und Jazzcombo, die in der Ruprechtskirche, der ältesten Kirche Wiens, uraufgeführt wurden und zwei Jahre später in einer völlig überarbeiteten und erweiterten Version vom Österreichischen Rundfunk live im ORF Radiokulturhaus präsentiert wurden. Im Jahre 2001 erfolgte auch eine vielbejubelte Aufführung in seiner Heimat in Kronstadt (Brasov). In den späten 90er Jahren erhielt er immer mehr Engagements in Deutschland, wo er sich schliesslich 1997 niederliess. Dort arbeitete er im Verlauf der weiteren Jahre mit heimischen Musikern an einem neuen Projekt „Balkan Jazz“.
Dieser letzte Streich Nicolas Simions bedeutet eine Besinnung auf die Wurzeln der Musik seiner Heimat. „Lullabies & Fairytales“, so der Name des aktuellen Projekts, verbindet Motive aus traditionellen Weisen seiner Heimat mit modernen Formen improvisierter Musik. Mit Mitmusikern aus verschiedenen Ländern und verschiedenen Traditionen erschafft er einfühlsame Stimmungen gleichsam wie lebhaft-wilde karpatische Rhythmen. Im Herbst 2001 brachte das deutsche Label Intuition Music in Zusammenarbeit mit dem Radiosender Deutsche Welle eine Live-Aufnahme aus dem Kölner Stadtgarten auf den Markt. Auf der CD Balkan Jazz ist mit dem legendären jugoslawischen Trompeter Dusko Goykovich ein kongenialer Partner für die Musik des Balkans zu hören. Ein weiteres Highlight prägt diese Zeit: die Wiederentdeckung des rumänischen Ausnahmepianisten Jancy Körössy. Körössy, der in den fünfziger und sechziger Jahren durch seine besondere Originalität einer der geschätztesten Pianisten Europas war und 1970 in die USA emigrierte, kehrt nach mehr als dreissig Jahren zurück, um mit Nicolas Simion ein Comback in seiner Heimat zu feiern. Im Herbst dieses Jahres unternehmen die beiden eine Tournee, die sie nach Deutschland, Österreich und Rumänien führt und an der auch der legendäre Saxophonist Lee Konitz teilhaben wird. Neben Rundfunkmitschnitten sind auch Studioaufnahmen mit dem impulsiven Yancsi Körössy geplant, dessen „Feuer“ nach eigenen Worten „stärker brennt als je zuvor“. Nicolas Simion ist auf dem besten Wege, sich mit seinem musikalischen Schaffen einen sicheren Platz in der vordersten Riege europäischer Musiker und Komponisten zu erarbeiten.
Norbert Scholly wurde 1964 in Bardenberg geboren. Scholly begann im Alter von zwölf Jahren Gitarre zu spielen und tritt seit 1979 als professioneller Musiker auf. 1983-84 nahm er an Jazzproduktionen des WDR teil, im Folgejahr erhielt er bei der European Jazz-Competition den Ersten Preis als Solomusiker. 1989 unternahm er Tourneen durch die Schweiz mit dem Jochen Bohnes Quartet und nahm für Radio Lausanne auf. Nach einem New-York-Aufenthalt 1990 unternahm er Deutschland- und Italientourneen mit Mark Abrams, Francesco Bearzotti und Frank Bambara. 1996 arbeitete er mit der WDR-Bigband und nahm mit Benny Golson, Peter Erskine und Danny Gottlieb auf. 1997 erhielt er einen Lehrauftrag für Jazzgitarre an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. 1999 arbeitete er im Rahmen einer WDR-Produktion mit dem Projekt Madras Special (mit Ramesh Shotham, Jasper van“™t Hof, Shankari Krishnan, Naresh Shotham, Zoltan Lantos und Jorgos Psirakis) in Indien und unternahm eine Rumänien-Tounee mit Nicolas Simions Quartett. Nach 2000 konzentrierte sich Scholly verstärkt auf elektroakustische Musik, u.a. im Rahmen des Trios Box of Toads (mit Stevko Busch und Kai Wolff), mit dem er 2002 den Jazz Art Award gewann und am Kopenhagen Jazz Festival teilnahm. Weiterhin spielt er mit Steffen Weber und Oliver Leicht.
Jonas Burgwinkel, Jahrgang 1981, zählt zu den gefragtesten und aktivsten Nachwuchs- musikern der deutschen Jazzszene. Zahllose Gruppen verlassen sich auf sein inspiriertes und flexibles Trommelspiel. Er studierte Schlagzeug an der Musikhochschule Maastricht. Er spielte unter anderen mit den Big Bands BuJazzO & der Conservatory Big Band Masstricht feat. Lee Konitz) und dem Iris Romen Quartett. In Belgien spielte er mit dem Pianisten Alexi Tuomarila, dem Saxofonisten Nicolas Kummert u.v.a. Er gewann den Tritone Award, Maastricht, Niederlande und den Frisian Crossover Award, Leeuwarden, Niederlande als Mitglied der Mike Roelofs Band.
Martin Gjakonovski, geboren 1970 in Skopje gilt als einer der profiliertesten Jazzbassisten Deutschlands. Er arbeitete mit Peter Herbolzheimer, Dave Liebman, Ingrid Jensen, Kenny Wheeler, John Marshall, Lee Konitz, Kenny Werner und war auf vielen wichtigen europäischen Festivals zu Gast mit u.a. Roman Schwaller, Andy Middelton, Tony Lakatos, Hugo Raed, Charlie Mariano und Matt Wilson. Gjakonovski spielte CD“™s mit Dusko Goykovich, Dejan Terzic, Antonio Faraó, Bob Berg und dem Trio Read/Gjakonovski/Cremer ein und ist Mitglied in den Bands von Michael Sagmeister, Anke Helfrich, Roland Gebhardt, dem Paul Shigihara Duo, der Frankfurt Jazz Big Band und der Nicolas Simion Group, um nur einige zu nennen.
Nicolas Simion Quartett | Norbet Scholly | Jonas Burgwinkel|Nicolas Simion| Martin Gjakonovski
28. August 2009
20:00 Uhr – 12 €
bistro verde
Maternusstr. 6, 50996 Köln – Rodenkirchen
Tel.: 93550417