Fady Maalouf im Pfandhaus -Ein Auftritt in stilistischer Vielfalt

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Fady Maalouf : Live im Alten Pfandhaus, Köln 3. Juni 2011. Ein Auftritt in stilistischer Vielfalt.

Eine von vielen Attraktionen zum Kölner „Cologne Pride“ war ganz bestimmt der Liveauftritt von Fady Maalouf, insbesondere aber seine zwei Konzerte im Alten Pfandhaus, Köln.
Beim Konzert am Samstag hatte er seine vierköpfige Band dabei – das „Sonntagskonzert“ ,bei dem ich Fady zum ersten Male live erleben konnte, gestaltete er jedoch schlicht mit Pianobegleitung. Nur den „Uneingeweihten“ fällt beim Namen „Fady Maalouf“ noch DSDS und Bohlens anspruchsloser Einheitsbrei ein, den er jedem noch so begabten Finalisten verabreicht. Dass Fady Maalouf musikalisch sehr begabt und mit großer Stimme gesegnet ist, dürfte knapp drei Jahre später keine Frage mehr sein.

Auch wenn Fady Maalouf schon Jahre vor DSDS etliche Konzerte vor kleinerem Publikum absolvierte, so war DSDS immerhin doch ein nicht zu unterschätzendes Sprungbrett. Gleich seine erste CD verkaufte sich hervorragend. Aber besonders bei seinen zweitem, musikalisch inspirierterem Album, welches zudem eigene und erstaunlich gute Kompositionen enthielt, zeigte sich deutlich Fady’s künstlerische Weiterentwicklung.

Bei seinem „Konzert am 3. Juni 2011 im Alten Pfandhaus konnte man sich von seinen sängerischen Qualitäten und einem weitreichendem Repertoire überzeugen. Natürlich war das „Beste“ von seinen zwei Alben zu hören „“ aber auch interessante und mutige Versionen von Klassikern des Chansons, (Autumn Leaves), Jazzstandards (Cry Me A River), Soul ( „Kiss“) von Prince, Gerswhins Summertime aus „Porgy and Bess“, sowie den weltbekannten Schmachtfetzen „Besame Mucho“

Letzterer Song gelang Fady leider recht durchschnittlich „“ ansprechend gesungen, aber etwas beliebig und spannungslos. Bei diesem sicher schon tausende Male gesungen Titel sollte sich Fady nicht nur auf das gekonnte „Absingen“ dieser schönen Melodie verlassen, denn so wird es austauschbar. Wehmutsvolle Traurigkeit und Sehnsucht muss in dieses spanisch-mexikanische Liebeslied deutlich mitschwingen und für das Publikum spürbar und nachvollziehbar werden.

Beides kam dann um so stärker bei „Cry Me A River“ zum Ausdruck. Auch dies ein Song, den die größten Jazz-und Unterhaltungskünstler von Ella Fitzgerald bis Barbra Streisand und Michael Bublé bereits unvergesslich interpretierten. Fady gelingt mit diesem Song eine musikalisch vielschichtige und kontrastreiche Vorstellung und gleichzeitig ein unaufdringlicher Ausflug in für ihn eher seltene Jazzgefilde. Niemand wird von ihm behaupten, dass er ein Jazzsänger ist „“ aber er ist musikalisch genug, dem Song durch eine sich ständig verändernde Rhythmik jazzige und spannende Aspekte zu geben. Er entwickelt hier außerdem mit seiner Phrasierung eine fein abgestufte Klangvielfalt und Ausdruckstiefe. Er versteht und „fühlt“ den Song in seiner ganzen Aussage „“ er sang diesen Song mit beachtlicher Intensität .

Fady’s Stimme ist auch das Instrument, auf welches er sich absolut verlassen kann. Kraftvoll und geschmeidig, versehen mit einem warmen Timbre, welches mich bisweilen an Elvis Presley erinnerte, wenn dieser Balladen sang. Fady’s Intonation ist makellos „“ auch bei anspruchsvollen Kompositionen muss man nicht um die haargenau richtigen Noten bangen. Gekonnt behandelt er das Mikro: bei den leisen, fragilen Tönen liegen seine Lippen direkt auf dem Mikro – werden die Töne voluminöser, hält er das Mikro in genau richtigem Abstand. Er beherrscht pefekt den Wechsel von “ laut zu leise“ und umgekehrt.

In der Unterschiedlichkeit seines Repertoires bewies Fady auch seine Begabung, sich in den jeweiligen stilistischen Anforderungen zurecht zu finden. „Summertime“, ein Song, der meist als Ballade gesungen wird „“ so wurde er auch von Gershwin geschrieben – wird von Fady leicht swingend dargeboten. Ric Engelhardt, der begleitende Pianist unterstützt ihn mit wuchtigen Spiel, welches Erinnerungen an den Ragtime hervorruft. Überhaupt zeigt sich an diesem Abend des öfteren, dass beide Künstler ein gut eingespieltes Team sind.

Ja „“ es gab auch Ansätze zum Soulgenre.
Wenn er z. B. „Kiss“ von Prince interpretiert, und das nur zu Pianobegleitung so ist das allein schon ziemlich mutig. Fady schafft es aber, mit richtigem Gespür für Drive und Funk, den Song auch ohne knalligen Drumsound nicht „nackt“ klingen zu lassen. Mit entsprechend fetziger Begleitung könnte Fady da für eine echte Überraschung sorgen ! ( Tom Gaebel, unser deutscher Swing -und Jazzvocalist brachte z. B. mit seinem Cover von „Satisfaction“ eine beachtenswerte Version.) Fady hatte aber auch getragene, eher nur moderate“ uptempo“ Titel mit „Soulfeeling“.

Zum „echten“ Soulsänger fehlt ihm aber bisher noch so einiges. Fady’s Gesang bleibt trotz allem Verständnis und musikalischem Gefühl für Jazz oder Soul ohne diese echte und lodernde Intensität. Das “ sich völlig vergessen in einem Song „“ sich selber fast aufgeben und nur den Song leben“ – „¦.diese absolute Entrückung… die sehe ich bei Fady nicht. Seine Interpretationen bleiben sozusagen „im Rahmen“. Sie sind schön, harmonisch, aber brechen nicht aus!

Gerade Fady Maaloufs große Begabung für den klangschönen Balladengesang machen meine obige, natürlich auch subjektive Argumentation, deutlich. Seine wunderbare französische Komposition „Vers Les Ètoiles“ zeigen: er ist der geborene „romantische Troubadur“ der Jetztzeit.
Durchaus in Phrasierung modern und heutig, kann er den Schmelz, die Magie einer schönen Melodie zum klingen bringen. Da fehlt es an nichts „“ da zeigt er seine ganze Hingabe und ist motiviert. Man könnte endlos viele Vergleiche bringen, um ihn zu klassifizieren, für mich liegt er irgendwo zwischen Chris de Burgh“ und Elton John „“ obwohl er moderner singt als Chris.

Fady’s sympathischer Auftritt zeigte überwiegend einen zwar selbstbewussten Künstler, dem man ansieht: “ er weiß, was er kann“ ! Aber dennoch wirkte er auch zurückhaltend, leicht distanziert jedoch immer sehr freundlich zum Publikum. Das „anfeuern“ liegt ihm nicht. Er kündigt seine Songs sehr sparsam oder gar nicht an. Einer der wenigen Sätze zum Publikum war: “ Ihr seid heute so still“. Er sollte auch seine eigenen Kompositionen ansagen „“ sie zeigen große Qualität und seine Doppelbegabung.

Seine treue Fangemeinde und andere Besucher waren im Pfandhaus an beiden Abenden zahlreich vertreten und man spürte: Fady wird geliebt so wie er ist. Ein ganzes Konzert lang nur mit Klavierbegleitung und sehr geringem technischem Aufwand bewies:
Ein guter Sänger ist er jetzt schon ! An den große Entertainer-Qualitäten muss er noch etwas arbeiten.

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Die JAZZ CD/DVD- und Konzert Rezensionen von Werner Matrisch sind ein besonderes schöne Rubrik. Jazzie traf den Kölner Maler und Künstler Werner Matrisch "Homepage WernerMatrisch" bei einer Vernissage. Wir kamen ins Gespräch und entdeckten, das wir nicht nur eine gemeinsame Leidenschaft, die Malerei haben, sondern auch dem Jazz sehr zugetan sind.