MYLES SANKO Review -Kongeniale Wiederbelebung der Soul Ära

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MYLES SANKO Live im
MYLES SANKO Live im "YUCA"

Köln – Rezension zum Konzert von MYLES SANKO im „YUCA“ CBE im November. Sein Debüt-Album „Born In Black & White“ (2013) wurde von den Medien und Fans euphorisch gefeiert. Neben den internationalen, großartigen Lobeshymnen wirkte das Urteil des deutschen, strengkritischen Magazins „Jazzthetik“ fast schon schlicht aber aussagekräftig: „ein eindrucksvolles und zeitloses Soul-Statement!“ Sankos zweites Album „Forever Dreaming“ (2014) bestätigte sein Talent vollends, und des weiteren seine jüngsten, energiegeladenen Liveauftritte. So auch am 6. November 2015 im Kölner „Yuca“, Köln Ehrenfeld.

Myles Sanko singt seine Soul-Songs nicht im Stil der kunstvollen ausschmückenden Phrasierungen oder kreativ-verfeinerten „Soul-Arabesken“ eines Stevie Wonder, sondern sehr direkt, gradlinig und unglaublich urwüchsig. Das große Klangvolumen, der raue Soul & Funk in seiner geschmeidigen, schwarzen Stimme, beerbt und wiederbelebt augenblicklich die große Soul-Ära der Sechziger & Siebziger. So lässt er Soul-Ikonen wie Wilson Pickett, Otis Redding, James Brown oder auch Marvin Gaye im Geiste auferstehen.

Von der ersten Sekunde seines Auftritts an vermittelt Myles Sanko eine musikalische Authentizität, die viele neuere, sogenannte „Soul-Interpreten“ mit ihren oft überproduzierten Hochglanz-Alben sehr mittelmäßig und überflüssig aussehen lassen. So zahlreich, wie es Myles Sanko verdient hätte, war das Publikum in Köln aber leider nicht erschienen – aber wer da war, bewegte sich während des gesamten Konzerts verzückt oder tanzte gar enthemmt.

Ich würde Myles ein eben solch großes Interesse wünschen, wie es inzwischen dem Jazzvokalisen Gregory Porter auch von breiten Massen entgegen gebracht wird. Er ist in meinen Augen ein wunderbares, qualitativ ebenbürtiges Soul-Pendant zum großen Jazzsänger Porter.

Myles Sanko erreicht buchstäblich mit jedem Song – auch dank seiner sechs leidenschaftlich spielenden Musiker – den Siedepunkt. Groovender Höhepunkt seines Konzerts war sicher seine ausgeweitete, schon energetisch überbordende Version des Marvin-Gay-Klassikers „What’s Going On“! Dass dieser stark politische Song von 1971 eine Anklage gegen Korruption, Vietnamkrieg sowie Drogenmissbrauch war, wird heute wohl von den wenigsten Soul-Fans noch wahrgenommen oder ist in Vergessenheit geraten – zu lange ist es her und übermächtig ist der treibende Rhythmus.

Im furiosen Zusammenspiel seiner urbanen Powerstimme, dem Groove der Musiker und den späteren, aneinandergereihten Soli des Trompeters, Saxophonisten, Gitarristen und Keyboard-Spielers, entstand bei „What’s Going On“ ein minutenlanges, brodelnd-infernalisches Klanguniversum von Soul, Funk und Rhythm & Blues – und das bei umwerfend gutem Sound!

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Myles Sanko begleitete seine dynamische Performance durch tänzerische Bewegungen, die ihn wie ein Derwisch auf der Bühne agieren ließen. Nur sehr selten schlug Myles bei ein, zwei Balladen gemäßigte Töne an, die dann aber die Schönheit seines Gesangs besonders hervorhoben und einen besinnlichen Gegenpol schafften. Man spürte hier, er ist ein Sänger, dem die Menschen auch bei ruhigen Songs voller Faszination an den Lippen hängen.

Bei „Come On Home“ lud Myles sein Publikum ein, mit ihm gemeinsam und wechselweise die Zeilen „Oh I need you – more than you know“, zu singen. Der Song gelang ihm durch stete Steigerung zu einer verbindenden Hymne der Freundschaft. Und so endete nach zwei Zugaben ein Konzert voller Intensität und beidseitiger Zuneigung. Ich hoffe, Myles Sanko kommt bald wieder, wenn er im Frühjahr 2016 sein drittes Album vorstellt.

Am Ende noch eine Vinyl seines Albums „Born in Black & White“ mit Signatur mitzunehmen, war mir Pflicht !!!! Ich erwischte gerade noch das letzte Exemplar!

Unbedingte Empfehlung von Werner Matrisch
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Die JAZZ CD/DVD- und Konzert Rezensionen von Werner Matrisch sind ein besonderes schöne Rubrik. Jazzie traf den Kölner Maler und Künstler Werner Matrisch "Homepage WernerMatrisch" bei einer Vernissage. Wir kamen ins Gespräch und entdeckten, das wir nicht nur eine gemeinsame Leidenschaft, die Malerei haben, sondern auch dem Jazz sehr zugetan sind.