Volkan Baydar „“ Entfesselter Soulgesang

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groove-night1Der Sänger des deutschen Popduos „Orange Blue“ mit einem erinnerungswürdigen Auftritt im Essener Stadtgarten, Freitag 21. August 2009.

Unter dem viel versprechendem Titel „Groove Night“ (Info***) gab es im Essener Stadtgarten auf der Terrasse des Wallberg-Restaurants am 21. August 2009 das bereits dritte Open Air Konzert in Folge. Dank verschiedener Sponsoren konnten sich Livemusikfans eintrittfrei bereits ab 17 Uhr an professionell und temperamentvoll gespieltem Jazz und Swing erfreuen. Ab 20 Uhr traten dann nacheinander, und später auch als Duo oder Trio, die Vokalisten Volkan Baydar, Harriet Lewis und Daisy L. mit beeindruckendem Soul-Pop-Blues Programm auf.

Alle drei Interpreten überzeugten und begeisterten gleichermaßen mit größtem Einsatz, Können und Vielseitigkeit. Ich werde mich in dieser Besprechung allerdings auf Volkan Baydar beschränken, denn eigentlich habe ich nur durch eine Empfehlung auf Volkan hin, diesem spannenden Konzert beigewohnt, worüber ich mich nachträglich sehr glücklich schätze.

groove-night2Volkan Baydar ist der Sänger des erfolgreichen Popduos „Orange Blue“, welches seit ca. zehn Jahren CDs veröffentlicht und inzwischen über eine Million Tonträger verkaufte. (s. Wikipedia). Sein langer Soloauftritt an diesem Abend steigerte sich von Song zu Song und entfachte beim Publikum jubelnde Begeisterung bis hin zur Euphorie. Das war nicht verwunderlich, denn Volkan zeigte mit Versiertheit, großer Leidenschaft und auch Humor all seine musikalischen Entfaltungsmöglichkeiten innerhalb des Soul- Blues- und Jazzgesangs.

Bevor die großartige Soul““ und Gospelsängerin Harriet Lewis ihren Auftritt beendete, kam Volkan auf die Bühne. Beide Künstler glänzten in einem hinreißenden Duett mit dem Jazzstandard „Georgia On My Mind“. Der Song wurde bereits 1930 komponiert. Die wohl berühmteste Version brachte Ray Charles – er wurde dafür 1961 mit einem Grammy geehrt. Am Ende der langen Konzertnacht brachten die drei Interpreten ( Baydar, Lewis + Daisy L.) als Terzett noch eine Hommage an die Blueslegende Ray Charles:

groove-night3„Hit The Road Jack“ konnte im fetzigen Funkgewand die Wirkung nicht verfehlen. Die Performance aller Drei entwickelte sich zur „Tour de Force“, in der jeder Künstler seine individuelle Musikalität potenzierte. Volkan „raspelte“ zwischendurch mit aufgerauter Stimme in Ray-Charles-Manier, um dann wieder mit der Kraft seiner eigenen, energievollen Stimme zu funkeln.

Aber das war die offizielle Abschlussnummer. Vorher hatte Volkan bereits genug Gelegenheit, sein großes Talent als Soulsänger geradezu überbordend unter Beweis zu stellen. Volkan“™s Ausdrucksspektrum ist beachtlich: seine Stimme besitzt eine kräftige Mittellage, aufgeraute oder samtene Tiefen aus der er blitzschnell hoch zum perfektem Falsett steuern kann. Der türkischstämmige Sänger ist sowohl in seinem Singen wie in seiner körperlichen Performance durch und durch emotional. Seine Gefühle halten ihn nicht zurück, bisweilen expressive, gutturale Schreie auszustoßen, zu wimmern, zu stöhnen oder seine Stimme in den lauten und hohen „screams““ zu verzerren. Ideale Bedingungen für den Soulgesang.

Dass er mit seinem ganzen Körper „singt“, unterstützt wirkungsvoll seine Vorstellung. Selbst verrückteste, schon veitstanzerinnernde Bewegungen kommen so intuitiv und instinktiv, dass an der Authentizität des Künstlers nicht zu zweifeln ist. Volkan“™s gefühlsbetonte Körpersprache hat auch etwas von der Intensität der Bewegungen eines Joe Cockers „“ jedoch sind sie bei Volkan weicher, fließender, und wirken somit musikalisch besser im Einklang mit seinem Gesang.

Manchmal wirkt Volkan auf der Bühne auch wie ein verwegener Clown. Er ist im Land seiner Musik versunken wie ein Kind im Spiel mit einem neuen, lange ersehntem Spielzeug. Mit seinem Gesang geht Volkan so verschwenderisch um, als gäbe er im Singen sein ganzes Bewusstsein auf „“ nur seine Stimme personifiziert sein ganzes Dasein – sonst nichts. Er scheint sich wie in einer anderen Dimension zu bewegen „“ist nicht mehr “ bei sich“, oder ist gerade auf die ursprünglichste Weise „bei sich“. Volkan kennt keine Zurückhaltung und verzehrt sich in Leidenschaft.

Dabei ist nichts kalkuliert „“ auch nicht ein plötzlicher Sprung von der Bühne, wenn ein Musiker gerade ein Solo spielt. Dann dreht er voller naiver Lebensfreude, nassgeschwitzt eine kurze Runde durchs nahe Publikum. Er lässt sich auf die Schulter klopfen und feuert seine Kollegen da oben auf der Bühne an, als gehöre er zum Publikum, oder als wäre er selber ein Fan!

Dann springt er wieder hoch auf die Bühne und schafft unermüdlich weiter! Volkan konnte mit jedem Song überzeugen – mit einem Michael Jackson Song ebenso wie mit einer stark groovenden Eigenkomposition, die auf seinem ersten Soloalbum enthalten ist. (Soll im Frühjahr 2010 unter dem Titel: „Volkan’s Soul Initiation“ erscheinen. ) Mit seiner Version des Stevie Wonder Hits „Superstition“ brachte er den besten Cover dieses Songs, den ich bisher gehört habe!

Trotz Soul, Blues, Funk und Groove war auch viel an jazzigen Tönen zu hören. Das ging auf das Konto des ausgezeichneten Saxophonisten Maxim Begun ( s. MySpace). Er begleitete jeden der drei Vokalisten mit größter Virtuosität und klanglicher Wucht, und musste sich zudem neben den zwei dominanten E-Gitarren, sowie Thomas Hufschmidt mit seinem Keyboard behaupten. Mitten in Maxim“™s groovendes Saxophonsolo integrierte sich Volkan mit jazzigem Scatgesang „“oder man könnte auch sagen, es war „souliger Scat“.

Hier konnte man beobachten, dass Volkan Baydar zumindest in der Liverperformance kaum ein Korsett der musikalischen Konventionen für sich in Anspruch nimmt. Sein musikalischer Freiheitsdrang ist überwältigend. Dieses Duett von knalligen Saxophonklängen und den wildbegeistert hervorgestoßenen Vokalismen Volkan“™s ergab eine perfekte und geradezu orgiastische Verschmelzung.

Als Volkan den großartigen Song „Everthing Must Change“ intonierte, und sich damit in Vergleich zu George Benson, Sarah Vaughan, Oleta Adams, Randy Crawford und sogar Barbra Streisand setzte, war ich sehr überrascht. Es war hörbar zu erkennen, dass Volkan Stimmung und Charakter dieses Songs klar erfasst hatte, und dass er dabei ganz er selbst blieb.

Für sein Soloalbum, welches er mit eigenen Worten kurz so beschreibt: „Mit Jazz hatte ich als Idee angefangen.. nun ist es mehr Motown soul geworden“ kann ich Volkan nur viel Glück und riesigen Erfolg wünschen. Für mich ist er Deutschlands erster wirklicher Soulsänger,- oder der Soulsänger Nr.1 aus deutschen Lande – wie man will.

Groove Night Info: ***

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