Tom Gaebel- Jazz- Mitreißend & souverän: Eine brillante Performance!

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Rezension zum Konzert von Tom Gaebel im Kölner „Gloria“ Dieses Konzert war mitreißend & souverän: Eine brillante Performance!
Gab es beim letzten Gaebel-Konzert im Kölner Gürzenich-Festsaal (2008) erhebliche Soundprobleme, so konnte sich dieses Mal das Publikum an einem perfekt-sauberen und fetzigen Live-Sound erfreuen.

Tom Gaebel im Gloria
Tom Gaebel im Gloria

Fans und Freunde waren zahlreich erschienen. Zu Beginn des Konzertes war die gemütliche, fast intime Location des „Gloria“ bis an die Bühnenrampe gefüllt.

Tom Gaebel präsentierte sich während des ganzen Konzerts in bester Laune und musikalischer Hochform. Unterstützung gab ihm seine fantastische Big Band, mit der er völlig „verwachsen“ zu sein scheint. Spielten die Musiker gerade einen beeindruckenden Part, in dem sich die Solisten immer wieder feurige Duelle lieferten, musste Gaebel geradezu jede Note, jeden Ton sichtbar mit rhythmischen Bewegungen seines Körpers kommentieren. Tom Gaebel lebt seine Musik jede Sekunde, die er auf der Bühne steht.

Ein großer Teil seines Programms waren natürlich die Songs seines letzten, großartigen Albums: „Don“™t Wanna Dance“. Bei „Crazy“ oder „Am I The Same Guy“ vermischte sich auf mitreißende Weise Pop, 60s-Sound mit Swing. Seine Version von „Satisfaction“ stürmte in einem so atemberaubendem Tempo vorwärts „“ dass es niemanden im Saal mehr ruhig auf seinen zwei Beinen hielt!

Tom startete allerdings mit einem Minnelli/Sinatra Welthit! Den erkannte man jedoch erst nach mehreren Takten. Sehr originell und eigenständig interpretierte Gaebel und seine Big Band das unwiderstehliche „New York New York“ im neuen Arrangement. Ohnehin fielen mir diesbezüglich bei diesem Konzert die ausgefeilten, wunderbaren Arrangements auf. Verglichen mit dem letzten Konzertprogramm hat sich Gaebels Big Band musikalisch verbessert. Davon zeugen nicht nur die Arrangements, sondern auch besonders das Spiel der Musiker. Besonders der fantastischen Bläser-Sektion wurde viel Freiraum für lange, blendende Soli gewährt, und damit wurde auch dem „Jazz“ in hohem Maße Genüge getan! Und nicht nur Gaebels talentierter Bruder Dennis durfte glänzen „“ jeder Musiker kam an die Reihe.

Emotionaler als Sinatra.
Der „Sänger“ Tom Gaebel kann einerseits mit seinen Interpretationen niemals sein großes Vorbild „Sinatra“ leugnen „“ aber von Konzert zu Konzert und von CD zu CD wird er mehr
„er selbst“ und souveräner. Das bezieht sich nicht nur auf sein Singen, sondern auf seine gesamte Performance. Während ich Sinatra als perfekten, disziplinierten, aber gefühlsmäßig eher distanzierten und „coolen“ Entertainer sehe, ist Tom Gaebels Wirken auf der Bühne viel mehr von seinen musikalischen Emotionen getrieben. ( Und das ist gut so !)

Tom Gaebel im Kölner Gloria
Tom Gaebel im Kölner Gloria

Auch wenn der Humor in seiner Moderation trocken kommt „“ seine Mimik und seine Körpersprache ist es nicht. Da gibt er sich ganz seinen Gefühlen hin und zeigt das mit Nachdruck. Ich finde Tom Gaebel impulsiver und emotionaler als Sinatra „“ was sich besonders zeigt, wenn er die Sinatra-Ballade „It Was A Very Good Year“ singt. Dann bekommen seine Augen einen Glanz, der seine große Hingabe an Melodie und Lyrik unverhohlen deutlich macht. Gesanglich ist Tom Gaebel vollkommen sicher. Seine Stimme überzeugt mit großem Tonumfang, nuancierter Gesangstechnik und Dynamik.

Letztere besticht besonders beim immer noch größten Gaebel-Konzert-Highlight “ Catch Me If You Can“. Gaebel hat schon oft bewiesen, welch toller Songwriter er ist. Eines seiner ganz großen Meisterstücke bleibt aber dieser Song mit den typischen Bondsound-Attributen. Gaebel brachte „Catch Me If You Can“ in einer langen, wuchtigen Version voller Effekte, die zudem mit ihrer spannungsreichen musikalischen Dramaturgie absolut fesselte. Das war einfach nur brillant!

Auch „That“™s Life“, Can“™t Take My Eyes Over You“, oder „Mack The Knife“ waren von großer Dynamik getragen. Geschmackssicher wählte Tom Gaebel einige der weltbesten Standards aus. Wunderschön gelang ihm das Medley „Teach Me Tonight/For Once In My Life. Und „Everybody Loves Somebody“, Dean Martin“™s größter Schlager, der in dessen Interpretation mir stimmlich immer ein wenig „angesäuselt“ vorkommt, wurde von Tom zur anspruchsvollen Ballade mit Jazzcharakter veredelt.

©Werner Matrisch: Tom Gaebel mit Band
©Werner Matrisch: Tom Gaebel mit Band

Mit „Halleluja I Love Her So“ bewies Tom Gaebel in einer sympathischen Ray-Charles-Persiflage sein komödiantisches Talent.

Als größten Swingbeitrag des Abends konnte man eine wahrhaft furiose und ausufernde Version eines Songs erleben, der ein Synonym für Swing überhaupt geworden ist. Gene Krupa“™s „Sing, Sing, Sing“ ! Gaebel glänzte zunächst mit perfektem Scat-Gesang und wies die Musiker und dann auch das Publikum an, seine ideenreichen, melodischen Silben „“und Tonkaskaden zu wiederholen.

Dann wurde ein zweites Schlagzeug vorne an die Bühne gestellt. Tom mimte den Ungläubig-Uneingeweihten, als er abwechselnd auf den Schlagzeuger und das zweite Schlagzeug schaute. Dann ging“™s ziemlich schnell zur Sache! Wer bisher nicht wusste, dass Tom ein exzellenter Schlagzeuger ist, wurde jetzt belehrt!

© Werner Matrisch: Drummer
© Werner Matrisch: Drummer

Es entstand ein heftiger Schlagabtausch zwischen den beiden Drummern. Natürlich musste Tom nach seiner ausgiebigen „drum- tour- de- force“ der Sieger sein. Sofort nach diesem Kraftakt ergriff er ohne einen Moment zu verschnaufen das Mikrophon und sang zunächst noch ziemlich atemlos „Sing, Sing, Sing“ ! So mancher Sänger hätte dies vielleicht vermieden. Bei Tom Gaebel kam das ganz natürlich und unterstrich nur den absolut authentischen Live-Charakter seiner Performance!

Die Musik-Show endete nach etwa zweieinhalbstündiger Bühnenpräsenz mit drei Zugaben. Beim letzten Gaebel-Song „Long Way Home“ begleitete sich Tom selbst am Piano, und so endete ein wunderbares Konzert eher besinnlich-leise.

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Die JAZZ CD/DVD- und Konzert Rezensionen von Werner Matrisch sind ein besonderes schöne Rubrik. Jazzie traf den Kölner Maler und Künstler Werner Matrisch "Homepage WernerMatrisch" bei einer Vernissage. Wir kamen ins Gespräch und entdeckten, das wir nicht nur eine gemeinsame Leidenschaft, die Malerei haben, sondern auch dem Jazz sehr zugetan sind.