„Raum Schaffen“ – Volkan Baydar stellt sein neues Solo-Album vor!

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Köln- Volkan Baydar stellte sein neues Solo-Album vor.Sein Konzert „Raum Schaffen“ fand im Alten Pfandhaus am 6. Oktober 2012 statt.
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Nach diesem Konzert mit Volkan Baydar und seinen vier Musikern, wurde ich sogleich von Freunden und Bekannten gefragt, ob ich wieder eine Rezension schreibe….
Ich konnte mich dazu nicht eindeutig äußern „“ zu groß und intensiv war der Nachklang der gehörten Musik.Was könnte ich über einen Künstler schreiben, den ich schon in früheren Konzertrezensionen mit allen Superlativen bedacht und beschrieben hatte ?
Wäre eine Steigerung nach dieser fulminanten Live-Vorstellung seines neuen Albums „Raum Schaffen“ nicht zwingend nötig? Volkan Baydar hatte sich selber übertroffen, er war noch besser, noch intensiver als jemals zuvor …usw, usw…so gingen meine Gedanken….

Aber nein, „Musikmachen ist kein Wettbewerb“ „“ das war zum Beispiel eine Randbemerkung von Volkan zu Castingshows. Es kommt darauf an, GEMEINSAM Musik zu machen, und nicht darauf, seine musikalischen Mitstreiter zu übertrumpfen um als der Beste zu glänzen. Und diese Einstellung wurde im Konzert durch Volkans Performance und seinen vier Musikern überdeutlich.

In seiner Moderation vermittelt er ganz beiläufig Ansichten, Lebenseinstellungen, Geschichten und prägende Erfahrungen. Das gelingt ungemein sympathisch, locker, witzig und interessant. Volkan schafft damit einen durchaus geeigneten Bezug zur momentanen Identifizierung mit ihm und seiner Musik! Eben die beste Voraussetzung für ein „gebanntes Zuhören“.

Volkan Baydar hat auf seinem neuen Album neben sechs englischen Songs zum ersten Male auch deutschsprachige Songs getextet und komponiert. Es geht ihm dabei um Direkheit, Unverfälschtheit. Um das unmittelbare Verstehen: ohne Umwege des Übersetzens seiner Texte, die ihm sehr wichtig sind. Es ist spannend zu hören, wie unterschiedlich ein uns bekannter Sänger in einer anderen Sprache klingen und wirken kann.

Volkans deutschersprachiger Gesang hört sich härter, sperriger, gleichwohl aber auch intensiver an. Da ist eine Direkheit und Eindringlichkeit im Ausdruck, die schmerzend, beinahe verletzend wirkt, je nachdem, wie er die Worte singt und akzentuiert. Er hat sein Publikum damit erreicht! Mir erzählten andere Besucher, dass ihnen oft genug die Augen feucht wurden „“ auch wenn es musikalisch kein „sanfter“ Song war, wie zum Beispiel „Ich Bin Geboren“. Ein Lied, welches Volkan für seinen kleinen Sohn geschrieben hat. Der sass mit seiner Mutter in einer der oberen Reihen. Am Ende des Songs lief er hinunter zu seinem Vater, der ihn liebvoll in den Arm nahm und drückte. Das hatte einerseits höchstes Kitschpotenzial, (für einen „bösen“ Kritiker…) anderseits wirkte es so unverschämt berührend echt, dass es jedweder Peinlichkeit entbehrte „“ und ein Lächeln oder sichtbares Mitfühlen auf den Gesichtern des Publikum hinterlies.

Knallhart und voller Verzweiflung kam der Song „Liebst Du Mich Wirklich Nicht“. Es gehört zu Volkans künstlerischem und verblüffendem Charakteristikum, sich sekundenschnell in Ekstase singen zu können „“ er braucht kaum „Anlaufzeit“ um warm zu werden. Er ist sofort in seinem Song mittendrin „“ den er lebt, dessen Drama er durchleidet. Er weiß, worum es geht, und er zeigt es überdeutlich und ausdrucksstark mit vokalen Ausbrüchen…. nein, man kann es ruhig schreiben: Es sind Notrufe an die Geliebte, an Freunde, an uns, an die Gesellschaft und ihre Zustände. Da ist mancher Zuhörer gefordert, ihm in dieser Heftigkeit zu folgen. Volkans mindestens ebenso emotionale Körpersprache, die immer in einer Art übereinstimmender Synchronisation zu Bruchteilen jeder seiner Noten überdeutlich ist, läßt einen jedoch alles miterleben und verstehen.

Mit seinen deutschen Songs betritt Volkan Baydar einen für ihn neuen Raum, in dem er sein scheinbar angeborenes, englisch orientiertes Soulfeeling auf seine höchst intensive Weise überzeugend „eindeutscht“. Musikalisch sowie textlich bereichert er den aktuellen deutschsprachigen Gegenwartspop mit seinen inspirierten, sensiblen Texten und einer veritablen Stimmqualität, wie sie hier nur selten anzutreffen ist. (Ich sags mal nur für mich allein im Kämmerlein: Da versinken Bendzko & Co in tiefster, blasser Austausch- und Mittelmäßigkeit).

Volkans englische Songs klingen trotz seines expressiv-souligen Vortrags, verglichen mit den deutschen Songs tatsächlich weicher und gewohnter in unseren Ohren. Wunderschön die Songs: My Heart Belongs To Istanbul“ und „Love, Love, Love“. Eine hymnische Ballade, gemünzt auf die Rivalitäten beim Eurovision Songcontest. Und eigentlich könnte auch die gesamte Menscheit gemeint sein. Denn die Aussage von „Love, Love, Love“ ist ebenso einfach wie die schlichte Erkenntnis, dass wir im Grunde alle gleich sind, egal aus welchen Land wir kommen und dass Liebe die Hauptmotivation für alles ist oder dass nichts wirklich gut gedeiht, was ohne Liebe getan wird.

Mit dem mitreissendem „Standing On The Edge“ gerät Volkan und Band haarscharf an furiosen Hardrock heran. Ansonsten herrscht bei den englischsprachigen Songs („Soul Initiation“ und andere) vorwärtspreschender, geradezu höllischer Funk mit entsprechendem Sound ( knalliglaut!), der einen nur mit der größten Zurückhaltung auf den Sitzen hält.

Der Titelsong der neuen CD „Raum Schaffen“ ( bereits vorab als Single erschienen) wurde natürlich auch vorgestellt und begeistert aufgenommen. Durch den kleinen Gastauftritt der Tochter des Gitarristen Pivo Deinert, erhielt der Song nochmal eine besondere, vertiefende Note.

Am Ende sagt er in typischer Volkan-Manier: Dies ist unser letzter Song, und wenn ihr „Zugabe“ ruft, kommen wir nochmal raus“. Lachen!

Die vorletzte Zugabe wird dann aber besinnlich ruhig: Der Song „I Breathe“ beeindruckt tief und nachhaltig. Ein Lied aus der Sicht eines gerade Verstorbenen an die Trauernden. Welch schöne Idee.
Einmal mehr zeigte Volkan in diesem Konzert seine Unverwechselbarkeit und eine fast schon irritierende, unbedingte Authentizität.

Das neue Album „Raum Schaffen“ erscheint am 19. Oktober und ist auch bei Amazon erhältlich.
Wäre es bei diesem Konzert schon verfügbar gewesen, es hätte viele Käufer gefunden.

 

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